Omikron ist in Deutschland angekommen und wird sich durch seine hohe Infektiösität weiter verbreiten. Die typische Berichterstattung verwendet das Wort “besorgniserregend” und ermahnt zur Impfauffrischung (“Boostern”). Lassen Sie uns nüchtern auf die Zahlen und Meldungen schauen, die das RKI auf seiner Webseite im Wöchentlichen COVID-19-Lagebericht vom 30.12.2021 und über Github zum Download bereitstellt.
Fallzahlen
Omikron hat sich etabliert in Deutschland und macht bereits 8% der Infektionsfälle aus. Lassen sich die Erfahrungen anderer Länder auf Deutschland übertragen, ist zu erwarten, dass sich die Fallzahlen jede Woche verdoppeln. Damit wäre Omikron schon um den 20. Januar 2022 herum die dominierende Variante und würde bis 1. Februar 2022 Delta zu einer Randerscheinung degradieren.
Die bisher vorliegenden Daten sprechen dafür, dass Omikron infektiöser aber weniger gefährlich ist als sein Vorgänger Delta.
Unklar ist, wie gut der vorhandene Impfschutz gegen Omikron wirkt. Lassen Sie uns daher erst einmal die Impfquoten in Deutschland betrachten, auf dieser Basis ein Gedankenexperiment machen, wie das Infektionsgeschehen aussehen könnte und was wir aus den aktuellen Daten des RKI schlussfolgern können:
Impfquoten in Deutschland
Zum 31.12.2021 stellte das RKI die Impflage in Deutschland in seinen Daten in Github folgendermaßen dar:
Geboostert: 38,7%
2x geimpft (vollständiger Impfschutz): 32,5%
Unvollständiger Impfschutz: 3%
Ungeimpft: 25,8%
Genesene werden in dieser Statistik nicht ausgewiesen.
Gedankenexperiment
Machen wir nun ein Gedankenexperiment, für das wir eine Auswahl von 100 Personen aus Deutschland zusammenstellen, die exakt die gleiche Impfstatusverteilung haben und bemühen uns, jeden Einzelnen von ihnen zu infizieren.
Nehmen wir für dieses Experiment weiterhin an, dass die bisher angewendeten Impfstoffe keinen Schutz gegen Omikron bieten, dann ist zu erwarten, dass sich die Impfquoten-Statistik der Gesamtbevölkerung und der Infizierten kaum unterscheiden:
Ist der vorhandene Impfschutz nutzlos, sollten die Ungeimpften ungefähr 26% der Infizierten ausmachen.
Abgleich mit der Wirklichkeit
Sehr unscheinbar tauchen im Wöchentlichen COVID-19-Lagebericht vom 30.12.2021 auf der vorletzten Seite (S. 14) Zahlen zum Impfstatus von 4.206 Omikron-Infizierten auf:
Nachtrag: Der Originalbericht wurde am 3.12.2022 kommentarlos von der Webseite gelöscht und durch einen Bericht mit anderen Zahlen ersetzt. Ich werde in einem zukünftigen Artikel darauf eingehen. Hier die Originalversion:
Sehr erfreulich ist die Nachricht, dass überwiegend milde oder keine Symptome angegeben wurden und nur einer von Tausend Infizierten starb.
Interessant bis verstörend sind die Statistiken zum Impfstatus:
Von 100 Omikron-Infizierten sind ungefähr
95 vollständig geimpft (davon 27 mit Boosterimpfung)
5 ungeimpft
Im Abschnitt werden folgende Gruppen nicht erwähnt:
Einmal geimpfte (ohne vollständigen Impfschutz)
Genesene
Patienten mit unbekannten Impfstatus
Es ist unklar, ob diese Zahlen ausgelassen oder den Ungeimpften zugeordnet werden. Doch auch ohne diese Anteile widersprechen die Zahlenverhältnisse allen obigen Erwartungen: Die Ungeimpften machen nur 5% der Infizierten aus, weit weniger als wir für den schlimmsten Fall der Nutzlosigkeit des vorhandenen Impfschutzes annehmen konnten.
Die Zahlen geben sogar Anlass zur Vermutung, dass für Geimpfte und Geboosterte (1G) in Deutschland im Rahmen der aktuellen Corona-Maßnahmen ein drastisch höheres Infektionsrisiko besteht als für Ungeimpfte. Und dass Ungeimpfte praktisch keine Rolle mehr für das Infektionsgeschehen spielen.
Die gemeldeten Zahlen sind groß genug, um statistische Zufallseffekte ausschließen zu können. Im Vergleich dazu genügte im Abschlussbericht von Pfizer/Biontechs klinischer Phase 3 vom 18.11.2020 die geringe Anzahl von 8 Infektionen bei Geimpften sowie 162 Infektionen bei Ungeimpften, einen Schutz von 95% zu “belegen” und die Notfallzulassung in USA und Europa zu erhalten. Die Zahlenbasis der 4.206 Fälle des RKI ist wesentlich aussagekräftiger.
Dennoch ist dies nur eine Einzelbeobachtung, und bedarf es weiterer Untersuchungen zu deren Bestätigung oder Verwerfung. Angesichts dieses Verdachtsmoments ist es jedoch geboten, die gegenwärtige Corona-Politik zu hinterfragen und sich deutlich zurückzuhalten mit Forderungen nach Impfpflicht und 1G-Beschränkungen.
Bleiben Sie gesund,
Leonard Frey
(Pseudonym)