Impfquoten und Inzidenzen in den deutschen Bundesländern
Eine Dreiklassengesellschaft, Stand 13.1.2021
Der neue Wochenbericht des RKI vom 13.1.2022 ist da. Immer noch versuche ich zu belegen, dass hohe Impfquoten die Fallzahlen senken können – bislang vergeblich (siehe Impferfolge im Ländervergleich und Impferfolge in Omikron-Ländern.
Dieses Mal male ich mir bessere Chancen aus, indem ich die deutschen Bundesländer untereinander vergleiche und ein viel repräsentativeres Ergebnis erhalten sollte als im Vergleich von Deutschland mit z.B. Südafrika und den USA.
Zudem verbreitet sich Omikron schnell, die Weihnachtsbesuche sollten das beschleunigt haben, und laut Aussage unserer Regierung ist die Impfung das beste Gegenmittel.
Zunächst zu den Datenquellen. Der Wochenbericht des RKI vom 13.1.2022 stellt die Inzidenzen wie folgt dar:
und die Omikron-Anteile so:
Fügt man sie mit den Impfdaten zusammen, die das RKI auf Github verfügbar macht, entsteht folgender Datensatz:
Die Inzidenzen sind deutschlandweit stark gestiegen, um 60%. In den einzelnen Bundesländern sind die Entwicklungen sehr unterschiedlich. Ein Teil des starken Anstiegs ist sicher darauf zurückzuführen, dass in der Nachweihnachtswoche urlaubsbedingt weniger getestet wurde als in der ersten Arbeits- und Schulwoche des Jahres.
Inzidenzen und Impfquote
Die Zahlen widersprechen den Erwartungen. Wieder haben die Länder mit den höchsten Impfquoten tendenziell die höchsten Inzidenzen. Aber wenn unsere Regierung und der Großteil der Medien die Ungeimpften verantwortlich macht, muss doch etwas dran sein. Ich suche weiter.
Die Darstellung der Inzidenzen über die Impfquote zeigt, dass es eine Dreiklassengesellschaft gibt zwischen Stadtstaaten, Westdeutschland und Ostdeutschland:
Stadtstaaten: Die höchsten Inzidenzen von allen (670-1050), unabhängig von der Impfquote
Westdeutschland: Inizidenzen um die 400, nur Schleswig-Holstein hat fast 600 (möglicherweise durch Pendler nach Hamburg), die Länder mit den höchsten Impfquoten liegen im oberen Bereich der Inzidenzwerte
Ostdeutschland: Niedrigste Impfquoten im deutschen Vergleich, dennoch Inzidenzen wie in Westdeutschland im Bereich 300-420, Brandenburg ist ein Ausreißer mit 524 (möglicherweise durch Pendler nach Berlin).
Inzidenzen und Boosterung
Vielleicht zeigt sich ein anderes Bild, wenn man die Quote der Geboosterten betrachtet:
Irrtum: Es lassen sich die gleichen Schlussfolgerungen ziehen, wie in der vorherigen Analyse. Vielleicht hat es etwas mit Omikron zu tun?
Omikron-Anteile
Hier zeigt sich nur noch eine Zweiklassengesellschaft:
Westdeutschland und Stadtstaaten: Um die 60% Omikron-Anteil unabhängig von der Impfquote. Die Impfquote macht hier kaum einen Unterschied.
Ostdeutschland: Bis auf Brandenburg ist der Anteil der Omikron-Infizierten nur etwa halb so groß wie im Rest der Republik.
Seltsam, denn die Weihnachtstage sollten für eine starke Durchseuchung quer über die Republik gesorgt haben und viele Ostdeutsche, die arbeitsbedingt nach Westdeutschland gezogen sind, haben ihre Lieben im Osten besucht. Welche anderen Faktoren könnte man hinzuziehen, um den Unterschied zu erklären? Ich finde keinen möglichen Kausalzusammenhang, der nicht der öffentlichen Meinung widerspricht. Am offensichtlichsten ist die niedrigere Impfquote. Dass jeden Montag viele Zehntausend in Ostdeutschland meist maskenlos gegen die Corona-Maßnahmen demonstrieren, sollte doch zu einer merklichen Erhöhung des Infektionsgeschehens führen, oder?
Inzidenzentwicklung
Vergleicht man die Inzidenzen der letzen Woche 2021 mit denen der ersten Woche 2022, kommt man eher zum gegenteiligen Schluss: In Ostdeutschland und Baden-Württemberg nehmen die Fallzahlen am wenigsten zu, in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt nahmen sie sogar ab:
Nachwort
Vielleicht sind die „Ossis“ doch nicht so ignorant, verblendet und radikal, wie es in den Medien gerne dargestellt wird? Davon wollte ich mir ein persönliches Bild verschaffen. Bei einem Besuch über die Weihnachtstage in Ostdeutschland schaute ich mir aus der Ferne die nächstgelegene Montagsdemonstration in einer Kleinstadt an. Eine Grüppchen von 50 Personen kam zusammen und spazierte schweigend durch das Stadtzentrum. Keine Parolen, keine Transparente, keine Flaggen oder irgendwelche Symbole. Laut wurde nur die Polizei, die mit 4 Kastenwagen angerückt war (20 Polizisten für 50 Demonstranten?) und über Lautsprecher die Teilnehmer zur Auflösung dieser nicht genehmigten Veranstaltung aufrief.
Sicher nur ein Einzelfall, daher machte ich, zurück in Westdeutschland, eine Gegenprobe und schaute mir im Nachbarort den Montagsspaziergang an: Ca. 300 Personen, keine Transparente, keine Flaggen, keine Parolen, niemand wurde laut. Auch nicht die Polizei. Ich sprach wenige Personen an und hörte keine Propagande, keine Parolen, keine Feindseligkeit.
Das sind natürlich nur zwei Stichproben und sie sollten nicht irgendeinem Blogger im Internet blind vertrauen. Daher prüfen Sie bitte sie meine Datenangaben in den offiziellen Datenquellen wie dem RKI-Bericht. Machen Sie es mir nach und verschaffen sich ein eigenes Bild von Spaziergängern und Demonstranten, indem Sie mal unverbindlich zuschauen. Soweit ich weiß, ist das jeden Montag vor dem Rathaus Ihrer (etwas größeren) Gemeinde möglich – in ganz Deutschland. Und teilen Sie Ihre Ergebnisse und Erlebnisse in den Kommentaren.
Bleiben Sie gesund,
Leonard Frey
(Pseudonym)