Dieser Artikel ist eine Überarbeitung meines gleichnamigen Artikels, der den Stand des 30.12.2021 beschreibt. Die Anpassung ist notwendig aufgrund einer Schludrigkeit des Robert-Koch-Instituts, das in seinem Wöchentlichen COVID-19-Lagebericht vom 30.12.2021 in der Omikron-Statistik auf Seite 14 die Ungeimpftenzahlen der Vorwoche mit den Geimpftenzahlen der aktuellen Woche zusammenbrachte und erst am 3.1.2022 kommentarlos korrigierte.
Omikron ist in Deutschland angekommen und wird sich durch seine hohe Infektiösität weiter verbreiten. Die typische Berichterstattung verwendet das Wort “besorgniserregend” und ermahnt zur Impfauffrischung (“Boostern”). Lassen Sie uns nüchtern auf die Zahlen und Meldungen schauen, die das RKI auf seiner Webseite im Wöchentlichen COVID-19-Lagebericht vom 30.12.2021 und über Github zum Download bereitstellt.
Fallzahlen
Omikron hat sich etabliert in Deutschland und macht bereits 8% der Infektionsfälle aus. Lassen sich die Erfahrungen anderer Länder auf Deutschland übertragen, ist zu erwarten, dass sich die Fallzahlen jede Woche verdoppeln. Damit wäre Omikron schon um den 20. Januar 2022 herum die dominierende Variante und würde bis 1. Februar 2022 Delta zu einer Randerscheinung degradieren.
Die bisher vorliegenden Daten sprechen dafür, dass Omikron infektiöser aber weniger gefährlich ist als sein Vorgänger Delta.
Unklar ist, wie gut der vorhandene Impfschutz gegen Omikron wirkt. Lassen Sie uns daher erst einmal die Impfquoten in Deutschland betrachten, auf dieser Basis ein Gedankenexperiment machen, wie das Infektionsgeschehen aussehen könnte und was wir aus den aktuellen Daten des RKI schlussfolgern können:
Impfquoten in Deutschland
Zum 31.12.2021 stellte das RKI die Impflage in Deutschland in seinen Daten in Github folgendermaßen dar:
Geboostert: 38,7%
2x geimpft (vollständiger Impfschutz): 32,5%
Unvollständiger Impfschutz: 3%
Ungeimpft: 25,8%
Genesene werden in dieser Statistik nicht ausgewiesen.
Gedankenexperiment
Machen wir nun ein Gedankenexperiment, für das wir eine Auswahl von 100 Personen aus Deutschland zusammenstellen, die exakt die gleiche Impfstatusverteilung haben und bemühen uns, jeden Einzelnen von ihnen zu infizieren.
Nehmen wir für dieses Experiment weiterhin an, dass die bisher angewendeten Impfstoffe keinen Schutz gegen Omikron bieten, dann ist zu erwarten, dass sich jeder Einzelne infiziert. Als Ergebnis wird sich die Impfquoten-Statistik der Gesamtbevölkerung und der Infizierten nicht unterscheiden:
Falls der vorhandene Impfschutz nutzlos ist, sollten die Ungeimpften also ungefähr 26% der Infizierten ausmachen.
Abgleich mit der Wirklichkeit
Sehr unscheinbar tauchen im Wöchentlichen COVID-19-Lagebericht vom 30.12.2021 auf der vorletzten Seite (S. 14) Zahlen zum Impfstatus von 4.206 Omikron-Infizierten auf:
Sehr erfreulich ist die Nachricht, dass überwiegend milde oder keine Symptome angegeben wurden und weniger als einer von Tausend Infizierten starb.
Überraschend sind die Statistiken zum Impfstatus:
Von 100 Omikron-Infizierten sind ungefähr
79 vollständig geimpft (davon 39 mit Boosterimpfung)
21 ungeimpft
Im Abschnitt werden folgende Gruppen nicht erwähnt:
Einmal geimpfte (ohne vollständigen Impfschutz)
Genesene
Patienten mit unbekannten Impfstatus
Es ist unklar, welche von ihnen welcher Gruppe zugeordnet oder einfach weggelassen werden. Doch auch ohne diese Anteile widersprechen die Zahlenverhältnisse der Erwartung und den Aufrufen zur Boosterimpfung zum Schutz vor Omikron:
Die Ungeimpften machen nur 21% der Infizierten aus, weniger als wir für den schlimmsten Fall der Nutzlosigkeit des vorhandenen Impfschutzes annehmen konnten. Der Anteil der “Geboosterten” ist so hoch, als ob die Boosterung überhaupt keinen Schutz vor einer Covid-Infektion bieten würde.
Die gemeldeten Zahlen sind groß genug, um statistische Zufallseffekte ausschließen zu können. Im Vergleich dazu genügte im Abschlussbericht von Pfizer/Biontechs klinischer Phase 3 vom 18.11.2020 die geringe Anzahl von 8 Infektionen bei Geimpften sowie 162 Infektionen bei Ungeimpften, einen Schutz von 95% zu “belegen” und die Notfallzulassung in USA und Europa zu erhalten. Die Zahlenbasis der 4.206 Fälle des RKI ist wesentlich aussagekräftiger.
Eine statistische Untersuchung aus Dänemark liefert ähnliche Zahlenverhältnisse: Fast 90% der Omikron-Infizierten sind komplett geimpft, 8,5% ungeimpft.
Die Ergebnisse erster medizinischer Untersuchungen zu Omikron gehen in die gleiche Richtung. Zum Beispiel kommt eine Studie zum Schluss, dass die Antikörper, die ein Mensch nach der Impfung bildet, nur in verringerten Maß Schutz gegen Omikron bieten. In diversen Artikeln wird die Hoffnung geäußert, dass die Impfung wenigstens vor schweren Verläufen schützt, aber es gibt noch keine Belege. Da Omikron-Infektionen in der Regel mild verlaufen, wird dieser Nachweis vielleicht auch nicht mehr relevant.
Dies sind zwar nur Einzelbeobachtungen, und es bedarf weiterer Untersuchungen zu deren Bestätigung oder Verwerfung. Angesichts der Evidenz ist es aber höchste Zeit, die gegenwärtige Corona-Rhetorik und Politik zu hinterfragen und sich deutlich zurückzuhalten mit Forderungen nach Impfpflicht und 1G-Beschränkungen.
Nachtrag (6.1.2022): Das Imperial College London berichtet, dass die Hospitalisierungsrate für Delta 1,3% bei Ungeimpften beträgt und 1,7% bei mRNA-Geboosterten(!). Für Omikron liegt die Hospitalisierungsrate für Ungeimpfte bei 0,58% und reduziert sich für Geboosterte auf 0,45%.
Bleiben Sie gesund,
Leonard Frey
(Pseudonym)